Die Zukunft der Erde : was verträgt unser Planet noch?

Die Zukunft der Erde, 2006
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-596-17126-2
Beteiligte Personen Wiegandt, Manfred H. [Hrsg.] Wikipedia
Beteiligte Personen Fischer, Ernst P. [Hrsg.] Wikipedia
Systematik PS - Politische Soziologie
Schlagworte ökologie, konflikt, umweltpolitik, energie, friedenspolitik, klima, ressourcen, weltgesellschaft, klimapolitik, nachhaltigkeit, aufsatzsammlung, szenario
Verlag Fischer Taschenbuch Verlag
Ort Frankfurt/M.
Jahr 2006
Umfang 432 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Ernst P. Fischer ; Manfred H. Wiegandt
Annotation Namhafte Persönlichkeiten, darunter Nachhaltigkeitsvordenker wie Ernst Ulrich von Weizsäcker und Friedrich Schmidt-Bleek, die den Industriegesellschaften radikale Dematerialisierungskuren verordnen, hatte das "Forum für Verantwortung - Stiftung für wissenschaftliche nachberufliche Bildung" zu einem interdisziplinären Kolloquium geladen. Beeindruckend dabei ist - und das macht auch die Qualität der vorliegenden Dokumentation aus - insbesondere das breite Spektrum von vertretenen Forschungsdisziplinen, die die Bereiche Klima, Energie, Chemie, Medizin, Bevölkerungswissenschaften, Ökonomie Geografie, Zoologie und Ernährungswissenschaften, Geschichte, Ozeanografie, Ökologie, Gentechnik und Biologie abdecken. Josef H. Reichholf schildert die Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf menschliche Kulturen in historischer Perspektive - demnach hätten zwar die (versicherten) Schäden, nicht jedoch unbedingt die Naturkatastrophen zu genommen. Der Zoologe verweist aber auf Besonderheiten der Jetztzeit: Neben der historisch einmaligen Verbrennung fossiler Rohstoffe und einer Weltbevölkerung bisher nie erreichter Größe seien die bislang nie erreichte Zahl an Nutztieren (1,5 Milliarden Rinder und je eine Milliarde Schweine und Schafe) zu berücksichtigen, die für Brandrodung und Methanausstoß (das zweitwichtigste Treibhausgas nach CO2) "verantwortlich". Eindeutig mit Ja beantwortet der Meteorologe Mojib Latif die Frage, ob der Mensch das Klima verändert. Der verstärkten Sonnenintensität könne mit 0,2 Grad Celsius nur etwa ein Drittel des Gesamttemperaturanstiegs (0,6 Grad Celsius) in den letzten 100 Jahren zugeordnet werden. Bis 2100 hält Latif eine globale Erwärmung im Mittel bis zu 4 Grad Celsius für möglich, das entspräche "fast dem Temperaturunterschied von der letzten Eiszeit bis heute" (S. 126). Das Kyoto-Protokoll sei ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber beileibe nicht ausreichend. Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie sieht Erfolge für die Klimapolitik nur dann, wenn sie mit anderen Politiken wie Handel und Technologietransfer verbunden und auch mit Sanktionsmöglichkeiten ausgestattet werde. Zwei Beiträge sind der lebenswichtigen Zukunftsressource Wasser gewidmet. Die Ozeanologin Katherine Richardson von der dänischen Universität Arhus problematisiert die Veränderungen der ozeanischen Ökosysteme durch den Temperaturanstieg sowie die "explosionsartige" Zunahme der Ausbeutung der Meeresfischbestände. Der in München lehrende Geograph Wolfram Mauser thematisiert die knapper werdenden Süßwasserreserven und zeigt die Zusammenhänge von Ernährungsstilen und Wasserverbrauch auf. Mit "virtuellem Wasser" bezeichnet er jene ökologischen Rücksäcke, die wir etwa durch den Verzehr von Hamburgern aus importiertem Rindfleisch verursachen. Der Wasserverbrauch pro kg Rindfleisch liegt demnach zwischen 35.000 und 70.000 Litern, jener von einem kg Mehl bei nur 900 Litern! Der Havard-Mediziner William Haseltine macht einen Vorschlag zur Verringerung der Entwicklungskosten für Medikamente. Durch sogenannte "semivirtuelle Unternehmen" sollen Kontrakte mit kostengünstiger arbeitenden Ländern - der Autor nennt China, Indien und Osteuropa - geschlossen werden, die in die aufwändigen Testverfahren eingebunden werden. Auf nicht ungeteilte Zustimmung stoßen werden die Beiträge zur Zukunft der Welternährung und Energie. Der Biochemiker Klaus Hahlbrock plädiert für die Weiterentwicklung der "Grünen Gentechnik" (genetische Veränderung von Pflanzen), die er von der "roten Gentechnik" (genetische Eingriffe bei Tier und Mensch) unterscheidet. Der ehemalige Direktor am Max-Planck Institut für Züchtungsforschung in Köln verweist auf die Chancen optimierter Züchtungserfolge für die Bekämpfung des Hungers, leider macht er nicht auf die ökonomischen Verwertungsbedingungen (Profite der Konzerne) aufmerksam, die - sieht man von möglichen Gesundheitsrisiken ab - einer wirksamen Hungerbekämpfung diametral entgegenstehen. Gerd Eisenbeiß, Vorstand des Forschungszentrums Jülich, entwirft ein Energieszenario einer postfossilen Zukunft, das - auch im Bereich des Verkehrs - vornehmlich auf Elektrizität basieren werde, ein Grund, warum in näherer Zukunft weltweit nicht auf Atomenergie verzichtet werden könne. Bedenkenswert scheint die abschließende Analyse von Jonathan Schell vom Yale Center for the Study of Globalization über die imperiale US-Kriegspolitik, die dem Irrglauben aufsitze, dass nukleare Proliferation durch Einsatz von militärischer Gewalt gestoppt werden könne. Ziel müsse eine Kampagne für die Nichtverbreitung von Atomwaffen sein, "die auf einer authentischen Bereitschaft der existierenden Nuklearmächte beruht, ihre eigenen Waffenarsenale aufzugeben und zu vernichten" (S. 423). *jbz* Hans Holzinger
Exemplare
Ex.nr. Standort
46018 PS, 3292

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.
Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben