Transitional Justice in der Weltgesellschaft

Kastner, Fatima, 2015
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-86854-288-2
Verfasser Kastner, Fatima Wikipedia
Systematik FS - Friedensstudien
Schlagworte marokko, vergangenheitsbewältigung, menschenrechtsverletzung, global governance, humanitäres völkerrecht, Ausgleichende Gerechtigkeit
Verlag Hamburger Ed.
Ort Hamburg
Jahr 2015
Umfang 399 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Fatima Kastner
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung:

Das Völkerrecht fordert, dass ehemals repressive Staaten ihre gewaltvollen Vergangenheiten aufklären müssen und verpflichtet diese darüber hinaus dazu, den Opfern von schweren Menschenrechtsverletzungen Wiedergutmachungen zukommen zu lassen. Tatsächlich ist eine Vielzahl von Postkonfliktstaaten dieser Verpflichtung der transitionalen Gerechtigkeit auch wirklich nachgekommen. Länderbeispiele finden sich in Mittel- und Osteuropa, in Afrika, Asien, Lateinamerika und mit Marokko und Tunesien nun auch in der Region des Maghreb und des Nahen Ostens. Angesichts der Tatsache, dass auf der Ebene der internationalen Politik effektive Durchsetzungsmechanismen fehlen, die souveräne Staaten zur Durchführung von Transitional -Justice-Prozessen zwingen könnten, ist das ein eher unerwarteter Befund. Wie lässt sich dieses erstaunliche Phänomen erklären?
Fatima Kastner unternimmt erstmalig den Versuch, das neuartige Phänomen der Globalisierung von Transitional Justice aus einer Perspektive der historischen Soziologie der Weltgesellschaft zu erklären. Sie deutet die Herausbildung dieses Konfliktbewältigungsmodells als eine direkte Folge der Wirkmacht weltkultureller Strukturmuster und rekonstruiert die gesellschaftshistorischen Ausgangsbedingungen und weltgesellschaftlichen Dynamiken, die zur globalen Ausbreitung von Normen, Standards und Institutionen der Übergangsgerechtigkeit geführt haben. Dabei wird die soziale Funktion des Rechtsregimes von Transitional Justice herausgearbeitet und es kann deutlich gemacht werden, dass es bei dem globalen Handlungsmodell der Übergangsgerechtigkeit nicht nur um Wahrheit und Recht geht, sondern ebenso darum, den Anforderungen einer Weltgesellschaft im Übergang zu entsprechen. Eine Anforderung, die am Beispiel des Transitional-Justice-Prozesses im Königreich Marokko augenfällig wird, denn der dort vom König selbst eingerichteten Wahrheitskommission, die die Menschenrechtsverletzungen, die unter dessen Vater, Hassan II., begangen worden waren, war kein Systemwechsel vorangegangen. Sie war auf den Einfluss der Weltgesellschaft zurückzuführen, denn ohne eine solche Aufarbeitung hätte weder die EU noch die Weltbank weitere finanzielle Unterstützungen für das Land bewilligt.

Inhalt:

Einleitung
Von der Ausnahme zur Regel
Zur globalen Diffusion von Transitional Justice
I. Transitional Justice im Königreich Marokko
Das Erbe der »bleiernen Jahre«
Staatszentrierte Deutungen: Heuchelei, Pragmatismus oder
gar nachholende Demokratisierung?
Makrosoziologische Deutungen: Effekt einer expandierenden
Weltkultur oder Folge funktionaler Differenzierung
der Weltgesellschaft?
Eine konstruktivistisch-kognitive Deutung aus neoinstitutionalistischer
Perspektive: Zur sinnhaft-diskursiven Macht
rationalisierter Anderer
Eine konstruktivistisch-operative Deutung aus systemtheoretischer
Perspektive: Zur sozialisierenden Kraft
öffentlicher Vergleichskommunikationen
Reichweite und Grenzen makrosoziologischer Analysen
II. Globale Menschenrechtskultur
Zur Universalisierung von Unrechtserfahrungen
in der Weltgesellschaft
Vom Wandel normativer Orientierungen: Zur Genese der Idee
universaler Menschenrechte
Die Gesellschaft und ihr Recht: Zur Erfindung des »Menschen
der Menschenrechte«
Zur Erosion staatszentrierter Rechtsvorstellungen: Diskursive
Vorläufer menschenrechtlichen Denkens im klassischen
Völkerrecht
Weltschlüsselereignisse: Zum Aufstieg der Menschenrechte
seit der Zäsur von 1945
Weltkulturrevolutionäre Ereignisse in der postkolonialen Ära:
Zur Emergenz der Menschenrechte als universaler Code
der Legalität
Zur globalen Diffusion der Menschenrechte: Normkonstrukteure,
Standardsetzer und Verbreiter im Kontext
des Legitimationssystems der Vereinten Nationen 138
Lokale Kontextualisierung globaler Normen: Zur weltweiten
Einsetzungspraxis nationaler Menschenrechtsinstitutionen
(NMRI) 145
III. Lex Transitus
Zur globalen Diffusion vergangenheitspolitischer Normen,
Standards und Institutionen in der Weltgesellschaft 163
Transkulturelle Vergangenheitsarbeitskultur: Vom Gebot,
zu erinnern, und der Unabweisbarkeit des Verzeihens 163
Das Jahrhundert der Weltversöhnung?
Zur Versöhnungspolitik der Vereinten Nationen 173
Die Ausdifferenzierung eines Neuen Rechts: Zum erweiterten
Gerechtigkeitskonzept von Transitional Justice 179
Die Weltgesellschaft und ihr Recht: Pluralisierung, Fragmentierung
und Hybridisierung 188
Im Zentrum des Rechts: Das Entscheidungsnetzwerk
der Weltgerichte 197
An den Grenzen des Rechts: Systemunrecht 208
Lex Transitus: Zur Evolution eines globalen Rechtsregimes
von Transitional Justice 222
Konstrukteure und Agenten vergangenheitspolitischer Normen,
Standards und Institutionen 233
IV. Lethologie
Zur Funktion von Wohrheits- und Versöhnungskommissionen 239
Versöhnung durch Wahrheit: Die Kommissionen im Spiegel
der Transitional-Justice-Forschung 239
Zwischen Lethe und Mnemosyne:-Zur Gedächtnismatrix von
Wahrheits- und Versöhnungskommissionen 249
Zur produktiven Paradoxie des gesellschafdich organisierten
Erinnerns als ein gesellschaftlich organisiertes Vergessen 251
Gegenläufige Erinnerungen: Das Beispiel Chile 270
Lethes Recht: Das Beispiel Südafrika 271
Der Kampf um Erinnerungen: Das Beispiel Argentinien 274
V. Der Fall Marokko
Staatensozialisotion im Kontext universaler Menschenrechte,
globaler Vergangenheitsarbeitskultur und
lokaler Versöhnungspolitik 277
Ausgangslage: Marokko unter der Herrschaft von Hassan II. 278
Chronik eines weltgesellschaftlich induzierten Wandels 282
Zwischen Tradition und Transition: Marokko unter der
Herrschaft von König Mohammed VI. 301
Der Druck zur Anpassung an globale vergangenheitspolitische
Vorgaben: Zur Einsetzung der marokkanischen
Wahrheits- und Versöhnungskommission 306
Lokale Kontextualisierung eines globalen Unrechtsaufarbeitungsmodells:
Zu Mandat, Besetzung und Verfahren
der Kommission 315
Recht und Gesellschaft in Transition? 336
Fazit 347
Abkürzungen 360
Bibliografie 362
Danksagung 398
Exemplare
Ex.nr. Standort
37132 FS, 2970

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.
Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben