Am Puls Europas - was denken die Europäer?

Am Puls Europas - was denken die Europäer?, 2006
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Medienart CD Audio
Systematik NM - Nachlass Mader
Verlag ORF
Ort Wien
Jahr 2006
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Annotation Wie verändert sich die Einstellung der Europäer zu Politik und Wirtschaft, aber auch in Sachen Lebenszufriedenheit oder Konsumverhalten? Diese Fragen möchte das European Social Survey (ESS) durch wiederholte Umfragen klären. Schon jetzt alarmierend ist die zunehmende Demokratie-Skepsis in vielen europäischen Ländern.
Besonders in der Krise ist das Vertrauen in die Politiker, wie der Koordinator des ESS, der britische Sozialwissenschafter Roger Jowell, betont.

Kein Interesse an langfristigen Problemen
Als Gründe nennen die Sozialwissenschafter die kurzen Zeithorizonte der Politik. Da die Volksvertreter immer nur für ein paar Jahre gewählt werden, kümmern sie sich wenig um langfristige Probleme wie zum Beispiel die Reform des Pensionssystems.

Die generelle Krise der Demokratie in Europa hat laut Roger Jowell aber nicht nur mit Polit-Skandalen zu tun, sondern auch mit der Konsumgesellschaft. "Die Konsumgesellschaft ist wacher und argwöhnischer, was die Qualität der angebotenen Waren und Dienstleistungen betrifft. Einen Teil davon liefert die Politik." European Social Survey
Die Anfänge des European Social Survey gehen in die 90er Jahre zurück. Zwar gab es damals länderweite Umfragen, sie ließen sich aber nicht grenzüberschreitend vergleichen. Also entwarfen Sozialwissenschafter eine Umfragemethode, um die europäische Entwicklung besser beobachten zu können.

Zum ersten Mal wurde das European Social Survey 2002/ 2003 durchgeführt, zum zweiten Mal 2004/2005 - die dritte Runde soll Ende 2006 starten.

Gefragt wird nach dem Medienkonsum ebenso wie nach der Haltung gegenüber Zuwanderern. Für Österreich mit mehr als 2000 Befragten leitet Karl Müller vom Wiener Institut für sozialwissenschaftliche Dokumentation und Methodik WISDOM die nationale ESS-Umfrage. Ein Teil der Fragen des ESS bleibt von Runde zu Runde gleich, ein Teil wird variabel vergeben - Forschergruppen können dafür Module einreichen, ohne Garantie, dass sie berücksichtigt werden.

Die Koordination (1,4 Millionen Euro) bezahlt die Europäische Kommission, die nationalen Umfragen müssen die Länder selber finanzieren. Die Haltung gegenüber Migranten
So manche Daten des ESS rütteln auch die Politiker auf, zum Beispiel die Haltung der Europäer gegenüber Migranten oder Minderheiten. Fremdenfeindlichkeit sei in die "Mitte" der Gesellschaft eingezogen, so Sozialwissenschafter.

Dass eine multikulturelle Gesellschaft ihre Grenzen hat, dem stimmen in der Slowakei oder Finnland nur rund 20 Prozent zu, in Österreich 61 Prozent, in Deutschland hingegen 74 Prozent, in Griechenland sogar 80 Prozent. Just dort ist der Anteil von Migranten äußerst gering! Ökonomische Probleme
Die bürgerlichen Rechte - also Wahlrecht, Religionsfreiheit oder Versammlungsrecht - von legal im Land lebenden Migranten mit Pass lehnen in Lettland 68,5 Prozent ab, in Belgien 54,9 Prozent, in Österreich 44 Prozent, in Polen nur 14,3 Prozent.

Für Roger Jowell steckt dahinter auch ein ökonomisches Problem - die zunehmende Arbeitslosigkeit. "Stars" des ESS sind immer wieder die Skandinavier, sowohl in Sachen Lebenszufriedenheit und Optimismus, also auch in ihrem liberalen Umgang mit Minderheiten. "Es gibt dort sehr wenig Armut, weil der Reichtum viel gerechter verteilt ist als in anderen europäischen Ländern. Das beeinflusst natürlich die Kriminalitätsrate, die Zufriedenheit oder das Zusammengehörigkeitsgefühl", so Jowell.
Text: Franz Zeller

Exemplare
Ex.nr. Standort
44101 NM, 196

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